Weltliteratur: Liebeserklärungen
John Maxwell Coetzee "Schande" und Damon Galgut "Das Versprechen"
Südafrikas Trauma der Apartheid
Kursnummer | 32-2003 | |
Termin | Mi. 15.11.2023 | |
Dauer | 1 Termin | |
Uhrzeit | 19:30 - 21:00 Uhr | |
Entgelt: | 6,00 EUR / Keine Ermäßigung möglich, Schüler/innen frei | |
Kursleitung |
Christoph Tewocht
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Kursort |
Ahaus, VHS-Haus Vagedesstraße 2 48683 Ahaus |
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Dokumente zum Kurs |
Flyer
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Weltliteratur: Liebeserklärungen
Der Mensch hat viele Bestimmungen: sicher ist er auch ein Geschichten erzählendes Wesen. Und seit es Schrift gibt, sind aus seinem Erzähldrang große Epen, Romane und Erzählungen entstanden - auf allen Erdteilen und in allen Sprachen. Die Reihe "Weltliteratur: Liebeserklärungen" stellt berühmte Bücher aus verschiedenen Sprachen vor, deren Titel zwar viele Menschen im Kopf, die sie aber nicht unbedingt gelesen haben. Die Empfehlungen, die gegeben werden, sollen Lust erwecken, das eigene Lesen großartiger Literatur wieder in Gang zu setzen. Bei den Empfehlungen handelt es sich nicht um wissenschaftliche Abhandlungen, sondern um persönliche Bekenntnisse - Liebeserklärungen eben.
Weltliteratur: Liebeserklärungen
Der Mensch hat viele Bestimmungen: sicher ist er auch ein Geschichten erzählendes Wesen. Und seit es Schrift gibt, sind aus seinem Erzähldrang große Epen, Romane und Erzählungen entstanden - auf allen Erdteilen und in allen Sprachen. Die Reihe "Weltliteratur: Liebeserklärungen" stellt berühmte Bücher aus verschiedenen Sprachen vor, deren Titel zwar viele Menschen im Kopf, die sie aber nicht unbedingt gelesen haben. Die Empfehlungen, die gegeben werden, sollen Lust erwecken, das eigene Lesen großartiger Literatur wieder in Gang zu setzen. Bei den Empfehlungen handelt es sich nicht um wissenschaftliche Abhandlungen, sondern um persönliche Bekenntnisse - Liebeserklärungen eben.
John Maxwell Coetzee und Damon Galgut sind im angelsächsischen Raum als Autoren hoch geschätzt und mit Preisen dekoriert; bei uns dagegen sind sie weniger bis kaum bekannt. Ihr Werk ist geprägt von den gesellschaftlichen Verhältnissen Südafrikas, mit dessen Geschichte und Gegenwart, der Erblast der Apartheid, sie sich narrativ auseinandersetzen. Sie tun das als "weiße" Autoren, aber ihre Perspektive ist keine entthronter Herrscher und alles andere als nostalgisch und nicht weniger berechtigt als eine "schwarze"; denn Südafrika ist auch ihre Heimat.
Die mit dem Ende der Rassentrennung verbunden Traum einer "Rainbow Nation" (Desmond Tutu) liegt längst in Trümmern. Auch das Südafrika nach der Apartheid ist noch geprägt von Rassismus und kolonialer Ausbeutung, in ihm herrscht weiterhin das erbarmungslose Recht des Stärkeren, und ein Menschenleben zählt wenig. Davon handeln die Romane, die hier vorgestellt werden sollen.
John Maxwell Coetzees Schande (der Originaltitel Disgrace ist in seiner Bedeutung am-bivalenter) beginnt als Campus-Roman. Professor David Lurie soll sich vor einem Untersuchungsausschuss der Universität wegen seiner Affäre mit einer dunkelhäutigen Studentin verantworten. Er entzieht sich dem Verfahren und begibt sich zu seiner lesbischen Tochter, die auf dem Lande eine Farm betreibt, wo sie von drei Schwarzen vergewaltigt wird, das dabei gezeugte Kind aber austragen will. Das Verbrechen bei der Polizei anzuzeigen weigert sie sich zur Verzweiflung ihres Vaters. Wenn die beiden auf der Farm bleiben wollen, müssen sie sich dem Schutz ihres schwarzen Nachbarn überantworten, der vielleicht sogar die Tat inszeniert hat.
Das Versprechen ist ein Familienroman. Damon Galgut erzählt darin die Geschichte der alt-eingesessenen Burenfamilie Swart von den 1980-er Jahren bis in die Gegenwart. Im Schicksal dieser Familie spiegelt und bricht sich der historische Umbruch Südafrikas. Aber Galgut geht es weniger um eine Chronik der Ereignisse, ihn interessiert die existenzielle Dimension dieser Zeitenwende, er beschreibt die je individuellen, aber allesamt scheiternden Versuche der Swarts, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen. Gruppiert ist die Handlung daher sinnigerweise um Beerdigungen, vier insgesamt. Am Ende ist nur noch die als Kind vom Blitz getroffene Jüngste, Amor, übrig, um das titelgebende Versprechen einzulösen, nämlich die Übereignung eines kleinen Nebengebäudes auf der Farm an die schwarze Hausangestellte Salome. Es handelt sich um die Hütte, die sie mit ihrem Sohn bewohnt. Doch was ist geblieben von den Verheißungen der Freiheit, die mit der Aufhebung der Apartheid verbunden waren?
Beide Romane aber sind mehr und anderes als Anschauungsmaterial für gesellschaftliche Verwerfungen. Sie in eine Reihe über "Weltliteratur" aufzunehmen - und dies noch mit dem Anspruch einer "Liebeserklärung" - rechtfertigt sich nur, wenn sie ihrem ästhetischen Eigenwert gelesen und gewürdigt werden. Das soll an diesem Abend auch anhand der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Textpassagen geschehen.
John Maxwell Coetzee und Damon Galgut sind im angelsächsischen Raum als Autoren hoch geschätzt und mit Preisen dekoriert; bei uns dagegen sind sie weniger bis kaum bekannt. Ihr Werk ist geprägt von den gesellschaftlichen Verhältnissen Südafrikas, mit dessen Geschichte und Gegenwart, der Erblast der Apartheid, sie sich narrativ auseinandersetzen. Sie tun das als "weiße" Autoren, aber ihre Perspektive ist keine entthronter Herrscher und alles andere als nostalgisch und nicht weniger berechtigt als eine "schwarze"; denn Südafrika ist auch ihre Heimat.
Die mit dem Ende der Rassentrennung verbunden Traum einer "Rainbow Nation" (Desmond Tutu) liegt längst in Trümmern. Auch das Südafrika nach der Apartheid ist noch geprägt von Rassismus und kolonialer Ausbeutung, in ihm herrscht weiterhin das erbarmungslose Recht des Stärkeren, und ein Menschenleben zählt wenig. Davon handeln die Romane, die hier vorgestellt werden sollen.
John Maxwell Coetzees Schande (der Originaltitel Disgrace ist in seiner Bedeutung am-bivalenter) beginnt als Campus-Roman. Professor David Lurie soll sich vor einem Untersuchungsausschuss der Universität wegen seiner Affäre mit einer dunkelhäutigen Studentin verantworten. Er entzieht sich dem Verfahren und begibt sich zu seiner lesbischen Tochter, die auf dem Lande eine Farm betreibt, wo sie von drei Schwarzen vergewaltigt wird, das dabei gezeugte Kind aber austragen will. Das Verbrechen bei der Polizei anzuzeigen weigert sie sich zur Verzweiflung ihres Vaters. Wenn die beiden auf der Farm bleiben wollen, müssen sie sich dem Schutz ihres schwarzen Nachbarn überantworten, der vielleicht sogar die Tat inszeniert hat.
Das Versprechen ist ein Familienroman. Damon Galgut erzählt darin die Geschichte der alt-eingesessenen Burenfamilie Swart von den 1980-er Jahren bis in die Gegenwart. Im Schicksal dieser Familie spiegelt und bricht sich der historische Umbruch Südafrikas. Aber Galgut geht es weniger um eine Chronik der Ereignisse, ihn interessiert die existenzielle Dimension dieser Zeitenwende, er beschreibt die je individuellen, aber allesamt scheiternden Versuche der Swarts, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen. Gruppiert ist die Handlung daher sinnigerweise um Beerdigungen, vier insgesamt. Am Ende ist nur noch die als Kind vom Blitz getroffene Jüngste, Amor, übrig, um das titelgebende Versprechen einzulösen, nämlich die Übereignung eines kleinen Nebengebäudes auf der Farm an die schwarze Hausangestellte Salome. Es handelt sich um die Hütte, die sie mit ihrem Sohn bewohnt. Doch was ist geblieben von den Verheißungen der Freiheit, die mit der Aufhebung der Apartheid verbunden waren?
Beide Romane aber sind mehr und anderes als Anschauungsmaterial für gesellschaftliche Verwerfungen. Sie in eine Reihe über "Weltliteratur" aufzunehmen - und dies noch mit dem Anspruch einer "Liebeserklärung" - rechtfertigt sich nur, wenn sie ihrem ästhetischen Eigenwert gelesen und gewürdigt werden. Das soll an diesem Abend auch anhand der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Textpassagen geschehen.
Termine
Kurs | Weltliteratur: Liebeserklärungen John Maxwell Coetzee "Schande" und Damon Galgut "Das Versprechen" Südafrikas Trauma der ApartheidKursnummer: 32-2003 |
Wann |
Datum
Mi., 15.11.2023
Uhrzeit
19:30 - 21:00 Uhr
Ort
Ahaus, VHS-Haus
1. Termin: Am Mittwoch den 15.11.2023 von 19 Uhr 30bis 21 Uhr
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Wo |
Ahaus, VHS-Haus Treffpunkt: Vagedesstraße 2, 48683 Ahaus |
Wer |
Christoph Tewocht |
Kosten |
6,00 Euro |
Information | John Maxwell Coetzee und Damon Galgut sind im angelsächsischen Raum als Autoren hoch geschätzt und mit Preisen dekoriert; bei uns dagegen sind sie weniger bis kaum bekannt. Ihr Werk ist geprägt von den gesellschaftlichen Verhältnissen Südafrikas, mit dessen Geschichte und Gegenwart, der Erblast der Apartheid, sie sich narrativ auseinandersetzen. Sie tun das als "weiße" Autoren, aber ihre Perspektive ist keine entthronter Herrscher und alles andere als nostalgisch und nicht weniger berechtigt als eine "schwarze"; denn Südafrika ist auch ihre Heimat. Die mit dem Ende der Rassentrennung verbunden Traum einer "Rainbow Nation" (Desmond Tutu) liegt längst in Trümmern. Auch das Südafrika nach der Apartheid ist noch geprägt von Rassismus und kolonialer Ausbeutung, in ihm herrscht weiterhin das erbarmungslose Recht des Stärkeren, und ein Menschenleben zählt wenig. Davon handeln die Romane, die hier vorgestellt werden sollen. John Maxwell Coetzees Schande (der Originaltitel Disgrace ist in seiner Bedeutung am-bivalenter) beginnt als Campus-Roman. Professor David Lurie soll sich vor einem Untersuchungsausschuss der Universität wegen seiner Affäre mit einer dunkelhäutigen Studentin verantworten. Er entzieht sich dem Verfahren und begibt sich zu seiner lesbischen Tochter, die auf dem Lande eine Farm betreibt, wo sie von drei Schwarzen vergewaltigt wird, das dabei gezeugte Kind aber austragen will. Das Verbrechen bei der Polizei anzuzeigen weigert sie sich zur Verzweiflung ihres Vaters. Wenn die beiden auf der Farm bleiben wollen, müssen sie sich dem Schutz ihres schwarzen Nachbarn überantworten, der vielleicht sogar die Tat inszeniert hat. Das Versprechen ist ein Familienroman. Damon Galgut erzählt darin die Geschichte der alt-eingesessenen Burenfamilie Swart von den 1980-er Jahren bis in die Gegenwart. Im Schicksal dieser Familie spiegelt und bricht sich der historische Umbruch Südafrikas. Aber Galgut geht es weniger um eine Chronik der Ereignisse, ihn interessiert die existenzielle Dimension dieser Zeitenwende, er beschreibt die je individuellen, aber allesamt scheiternden Versuche der Swarts, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen. Gruppiert ist die Handlung daher sinnigerweise um Beerdigungen, vier insgesamt. Am Ende ist nur noch die als Kind vom Blitz getroffene Jüngste, Amor, übrig, um das titelgebende Versprechen einzulösen, nämlich die Übereignung eines kleinen Nebengebäudes auf der Farm an die schwarze Hausangestellte Salome. Es handelt sich um die Hütte, die sie mit ihrem Sohn bewohnt. Doch was ist geblieben von den Verheißungen der Freiheit, die mit der Aufhebung der Apartheid verbunden waren? Beide Romane aber sind mehr und anderes als Anschauungsmaterial für gesellschaftliche Verwerfungen. Sie in eine Reihe über "Weltliteratur" aufzunehmen - und dies noch mit dem Anspruch einer "Liebeserklärung" - rechtfertigt sich nur, wenn sie ihrem ästhetischen Eigenwert gelesen und gewürdigt werden. Das soll an diesem Abend auch anhand der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Textpassagen geschehen. |